„Stimmt – Du bist ja Koch!“

Das war eine Reaktion diese Woche, die wir so gut kennen. Ein Job im Marketing und Vertrieb, eine Führungsposition im Management, da geht man ganz selbstverständlich auch von einer entsprechenden „Vorbildung“ aus.

„Ich bin kein Koch, ich war Koch.“ – Die unmittelbare Reaktion.

Und irgendwie stimmt alles nicht so richtig.

  • Was genau macht unsere Kompetenz aus?

  • Wie erwerben wir sie?

  • Und wie sind wir eigentlich dahin gekommen, wo wir heute stehen?

  • Wohin wollen wir?

Nur einige der Fragen, die wir uns als Reaktion auf dieses Gespräch zum Thema Kompetenzen gestellt haben.

Eines vorweg: Wir haben beim besten Willen keine eindeutige Antwort. Aber wir haben viele gute Hinweise erhalten, die unsere Fähigkeiten ergänzt haben. Vielleicht haben sie uns sogar kompetenter gemacht.

Im Management einer Hochschule wird ein hoher akademischer Abschluss vorausgesetzt. Das ist uns mehr als deutlich gesagt worden. Also wird mindestens ein Masterabschluss zum Kriterium, wenn es um bestimmte Positionen geht.

Trotzdem ist es bei uns ein wenig anders gelaufen. Nicht einfach, nicht glatt, nicht mit einer perfekten Bewerbungsmappe. Die Story kennt Ihr vielleicht schon und doch macht genau dieser Weg einen Großteil dessen aus, was uns heute für unsere Position qualifiziert. Und zwar nicht dem Papier nach sondern dem Handeln nach.

Kompetenzen & Lebenserfahrung

Kompetenzen erlernt man durch Lebenserfahrung – wer sagt, dass die Kompetenzen eines Kochs nicht für eine Position als Leiter Marketing total passgenau sind? Kreativität, Präzision, Durchhaltevermögen, Teamgeist – alles keine Kompetenzen, die man im Hörsaal im Frontalunterricht lernt. Aber auch nichts, was durch ein Zertifikat belegt ist.

Es braucht schon (oder einfach nur?) eine Portion gesunden Menschenverstand, um die Kompetenzen eines Menschen zu erkennen und ihren Wert für ein Team, für den Job, für die Zukunft optimal zu nutzen.

Warum also versuchen wir nicht, Kompetenzen stärker in den Vordergrund zu stellen?

Eure Meinungen

Alle, die uns in dieser Woche Ihre Meinung zu wichtigen Kompetenzen des Zusammenlebens und -arbeitens mitgeteilt haben (danke dafür!) haben ähnliche Fähigkeiten für relevant erachtet:

  • Empathie, Innovationsfähigkeit und Selbstlernkompetenz
  • Lern- & Leistungsfähigkeit, zusammen mit der richtigen Haltung & Empathie
  • Mut aufzustehen und Dinge anzusprechen
  • Neugier, Humor, Flexibilität und (reflexive) Lernbereitschaft
  • Ehrlichkeit, Begeisterungsfähigkeit, Mut und die Fähigkeit über sich selbst lachen zu können
  • Selbstreflexion, ständige Weiterentwicklung, Mut, Loslassen können, schnelles Lernen/ Verstehen

Alles nichts, was wir mit einem Bachelor- oder Masterzeugnis, einem IHK Abschluss oder einem teuren Seminar belegen können – und wir müssen es auch nicht.

New Work Salon

Wir haben uns in dieser Woche im New Work Salon darüber ausgetauscht was wäre, wenn Arbeit nicht mehr Arbeit wäre. Dann würden wir nämlich bei allen Dingen, die wir machen, unsere besten Eigenschaften und Kompetenzen einfließen lassen, um zum optimalen Ergebnis zu kommen. Wir probieren uns aus, packen zusammen an, fragen den Freund, von dem wir wissen, dass er uns unterstützen kann. Wir lasen aber auch die Finger von Dingen, die jemand anders besser kann. Ähnlich müsste das doch im Job gehen. Wenn wir von jedem Kollegen wissen, was er außerhalb der Personalakte noch kann, kann er mehr einbringen und das Ziel wird schneller, besser, mit mehr Spaß erreicht.

Talente & ihre Kompetenzen

Kennt Ihr die Philosophie des W Hotels in Barcelona? Hier gilt  jeder Angestellte aus den 42 Nationen als „Talent“. Sie dürfen, ja sollen sogar ihre unterschiedlichen Begabungen einsetzen. So wird die japanische Reinigungskraft gleichzeitig zur perfekten Gästebetreuung für ihre Landsleute. Die Mitarbeiter bilden sich gegenseitig in internen Vorträgen und mit Rollenspielen fort, weil jeder vom anderen etwas Besonderes lernen kann

Was das kostet? Nicht viel. Und doch: es kostet Zeit. Und mit der verhält es sich so ähnlich wie mit den Arbeitszeugnissen: die ist allgemein messbar und vergleichbar. Und darum tun wir uns genau wie mit den Zeugnissen so schwer, neue Maßeinheiten zu finden. Für die Kompetenzen eines Menschen und für das, was er leistet.

Lebensläufe vs. Zertifikate

Das alles widerspricht übrigens unserer Ansicht nach auch absolut dem Ansatz, dass Bewerbungen künftig ohne Anschreiben funktionieren. Im Lebenslauf sehen wir dann nämlich nur noch Zertifikate und Stationen, nicht aber den Mensch hinter den einzelnen Jobs und Zeugnissen. Gleiches gilt für die KI – sie kann die Qualifikationen clustern und bewerten, die standardmäßig prüfbar sind. Aber das wird nicht ausreichen, um kompetente Mitarbeiter zu rekrutieren, um kreative Teams zusammenzustellen, um „was mit Menschen zu machen. Müssten wir nicht viel eher ein innovatives Schreiben, ein Video, einen Post oder etwas ganz anderes bekommen, um einen Menschen kennenzulernen? Immerhin wünschen wir uns doch stabile Beziehungen in Teams!

Zurück zum Start:

Kompetenzen entwickeln, entfalten, gewinnen wir dadurch, dass wir leben. Im Job, in der Freizeit, in Interaktion mit unserem Umfeld, durch Erfahrung, durch gute und schlechte Ereignisse. Dadurch, dass wir kommunizieren und uns öffnen. Nico Rose hat es diese Woche mit dem Märchen von des „Kaisers neuen Kleidern“ verglichen: Unsere größte Kompetenz wäre Transparenz – denn dann sind wir irgendwie erst einmal alle gleich (nackt) und dürfen uns gegenseitig ein Bild von uns machen.

Selbstkompetenz & (uns) Selbst BEWUSST sein

Wir müssen uns selbst kennen, Mut haben, neugierig sein, zuhören und verstehen.

Und dann kann ein Koch ganz wunderbar eine Business School leiten oder ein Unternehmen im Social Media aufbauen – weil er genau diese Kompetenzen hat und nebenbei noch einen Bachelor und Master in der Tasche. Dabei haben wir ganz vergessen zu erwähnen: Die Kompetenz, die eine Berufung aufgeben zu müssen, den Mut zu haben neu zu starten, auf sich selbst zu vertrauen, Unterstützung anzunehmen und seinen ganz eigenen Weg zu gehen – das lässt sich wohl kaum in einen vorgefertigten Bewerbungsbogen packen. Es ließe sich auch kaum angemessen in klassischen Systemen vergüten…

Kompetent für die Zukunft der Arbeit

Und ist doch so viel wert für die Arbeitswelt jetzt und mit Sicherheit trägt das auch noch weit in die Zukunft. Schadet ja auch nicht, wenn im Team jemand für ein 5 Gänge Menü zwischen Personalgespräch und Onlinestrategie sorgen könnte…

Digitale Kompetenz

Ach ja – die digitalen Kompetenzen… die haben wir jetzt gar nicht explizit erwähnt. Sie gehören für uns einfach selbstverständlich dazu. Wer neugierig ist, sich austauscht und kommuniziert, der wird dies analog wie digital tun und somit auch in beiden Bereichen Wissen erlangen. Der digitale Aspekt macht nur das „Wie“, das Tool aus. Das sollte unser geringstes Problem sein!