Oft heißt es wir haben die richtig großen Vordenker verloren, es gibt sie nicht mehr – die Staatsmänner und -frauen, zu denen wir aufblicken können, die Wirtschaftsbosse, die souverän und vorbildhaft ihr Unternehmen leiten, die Menschen, denen man die Zukunft anvertraut.

Mitten zwischen Greta, Rezo und Jacinda Ardern suchen wir nach persönlichen Ankerpunkten, die uns „Purpose“ geben, neue Methoden zeigen, mit denen wir gemeinsam lernen können. All diesen Menschen ist eines gemeinsam: sie habe die Kompetenz Menschen zu fesseln – mit Empathie, Ideen, Stimme aber auch mit Gegenwehr. Denn wer eine Meinung hat und für etwas steht, ist auch immer gegen etwas anderes!

Sie beschäftigen sich mit und engagieren sich für Menschen. Jede und jeder auf eine ganz andere Art. Aber sicher, bestimmt und mutig.

Wenn wir dies im Kopf haben und uns umsehen, dann können wir etwas ganz Besonderes finden: Menschen und Geschichten um uns herum, die durch ihren so anderen Weg Türen und Köpfe öffnen. Purpose?

Die Story…

„Stimmt – Du bist ja Koch!“

Eine Reaktion, die wir so gut kennen. Ein Job im Marketing und Vertrieb, eine Führungsposition im Management, da geht man ganz selbstverständlich auch von einer entsprechenden „Vorbildung“ aus.

„Ich bin kein Koch, ich war Koch.“ – Die unmittelbare Reaktion.

Und irgendwie stimmt alles nicht so richtig.

  • Was genau macht unsere Kompetenz aus?
  • Wie erwerben wir sie?
  • Und wie sind wir eigentlich dahin gekommen, wo wir heute stehen?
  • Wohin wollen wir?

Kompetenzen & Lebenserfahrung

Kompetenzen erlernt und erlangt man durch Lebenserfahrung. Im Gegensatz zum aktiven lernen in der Schule, der selbstgewählten Ausbildung, dem Studium erwerben wir Kompetenzen unbewusst, oft sogar gegen unseren Willen insbesondere durch negative Erfahrungen. Und wer sagt dann, dass die Kompetenzen eines Kochs nicht für eine Position als Leiter Marketing total passgenau sind? Kreativität, Präzision, Durchhaltevermögen, Teamgeist – alles keine Kompetenzen, die man im Hörsaal im Frontalunterricht lernt. Aber auch nichts, was durch ein Zertifikat belegt ist.

Es braucht schon (oder einfach nur?) eine Portion gesunden Menschenverstand, um die Kompetenzen eines Menschen zu erkennen und ihren Wert für ein Team, für den Job, für die Zukunft optimal zu nutzen.

Warum also versuchen wir nicht, Kompetenzen stärker in den Vordergrund zu stellen? Sind wir nicht mutig genug oder haben nie Zeit, uns Menschen wirklich zu widmen?

Talente & ihre Kompetenzen

Kennt Ihr die Philosophie des W Hotels in Barcelona? Hier gilt  jeder Angestellte aus den 42 Nationen als „Talent“. Sie dürfen, ja sollen sogar ihre unterschiedlichen Begabungen einsetzen. So wird die japanische Reinigungskraft gleichzeitig zur perfekten Gästebetreuung für ihre Landsleute. Die Mitarbeiter bilden sich gegenseitig in internen Vorträgen und mit Rollenspielen fort, weil jeder vom anderen etwas Besonderes lernen kann

Was das kostet? Nicht viel. Und doch: es kostet Zeit. Und mit der verhält es sich so ähnlich wie mit den Arbeitszeugnissen: die ist allgemein messbar und vergleichbar. Und darum tun wir uns genau wie mit den Zeugnissen so schwer, neue Maßeinheiten zu finden. Für die Kompetenzen eines Menschen und für das, was er leistet.

Lebensläufe vs. Zertifikate – Mensch vs. Papier

Das alles widerspricht übrigens dem Ansatz, dass Bewerbungen künftig ohne Anschreiben funktionieren. Im Lebenslauf sehen wir dann nämlich nur noch Zertifikate und Stationen, nicht aber den Mensch hinter den einzelnen Jobs und Zeugnissen. Gleiches gilt für die KI – sie kann die Qualifikationen clustern und bewerten, die standardmäßig prüfbar sind. Aber das wird nicht ausreichen, um kompetente Mitarbeiter zu rekrutieren, um kreative Teams zusammenzustellen, um „was mit Menschen zu machen. Müssten wir nicht viel eher ein innovatives Schreiben, ein Video, einen Post oder etwas ganz anderes bekommen, um einen Menschen kennenzulernen? Immerhin wünschen wir uns doch stabile Beziehungen in Teams!

Es gibt sicher viele Fragen, mit denen wir uns für das Wirtschaften der Zukunft befassen müssen und sollen. Die der Messung und Wertschätzung von Kompetenzen ist für uns eine  ganz entscheidende.

Future Business Kompetenz Konzept

Das betrifft alle Dimensionen des Future Business Kompass

1. Unternehmen

Lebensläufe, Zertifikate, frühere Positionen, Titel, erbrachte Leistungen, erfolgreiche Projekte. Im besten Fall sind es diese Punkte, die auf den Wert eines Menschen im Job einzahlen.  Aber wie messen wir künftig die Kompetenzen, die durch soziale Prägung, Erfahrung, Schicksal unter diesen Papierbögen (oder dem Bewerbungsformular mit Standardeingabemaske) verborgen bleiben? Legen wir dann den Liebesbrief des Partners, das Muttertagsbild der Tochter oder ein Empfehlungsschreiben des besten Freundes der Bewerbung bei? Vielleicht auch die Mitgliedschaft im Handballverein oder ein Bild des bienenfreundlichen Gartens?

Wir können so viel nicht bemessen und doch ist der Wert dieser Kompetenzen unglaublich wertvoll für die zukünftige  Arbeitswelt. Denn gut rechnen kann auch die KI. Hier innovative Konzepte zu entwickeln und Zeit für das Sammeln von Erfahrung einzuplanen: das ist unser Auftrag als und an Unternehmen!

2. Individuum

Wie merke ich selbst, was an mir einzigartig ist? Je schneller die Welt sich dreht (und ja, das tut sie physikalische natürlich nicht und ebenfalls ja, wir bemühen VUCA nicht explizit) desto mehr müssen für uns selbst sicher sein können, dass wir kompetent sind – für den Job, für Beziehungen, für eben diese Herausforderungen der Zukunft. Innere Stärke und Kraft werden zunehmend wichtiger. Gefestigte, selbstbewusste Menschen – die werden es auch künftig leichter haben als solche, die in ihrem Leben wenig gestärkt wurden. Deren Kompetenzen nicht beachtet, nicht erkannt, nicht herausgebildet wurden. Und das sind nicht deckungsgleich Extrovertierte vs. Introvertierte.

Uns selbst wertschätzen: das ist unser Auftrag an jeden von uns!

3. Bildung

Wir ziehen den Punkt Bildung vor – weil Bildung die Grundlage für die Punkte 1 und 2 ist und 4 schließlich bildet. Bildung beginnt mit der Geburt. Und damit immer auch mit einem sicheren Modell, wie erzogen wird, wie Zeit für Kinder zur Verfügung gestellt und anerkannt wird. Wenn wir in (Führungs)positionen zunehmend selbstverständlicher von „Work Life Balance“ im Sinne einer flexiblen Zeitverteilung auf die unterschiedlichen Lebensaufgaben sprechen, sind Eltern- und Erziehungszeiten immer noch nicht gleichwertig anerkannt. Es ist allerdings genauso wenig anerkannt auf sie zu verzichten! Beides muss richtig sein dürfen – die Entscheidung ist individuell und damit fängt Kompetenzorientierung auch hier an. Und setzt sich fort über Kita, Schule, Ausbildung und Studium.

In den „späteren“ Lernphasen (Studium und Weiterbildung) werden wir zunehmend dynamisch und kompetent. Kita und Grundschule proben zunehmend erfolgreich integrierte, inklusive und offene Lernkonzepte (ja, manchmal proben sie ein bisschen zu sehr…). Aber dazwischen klafft ein knapp 10 Jahre langes Loch sehr traditioneller und frontaler Schuldbildung. Hieran müssen wir definitiv arbeiten! Damit die kreative Kompetenz der ersten 10 Lebensjahre weitergetragen kann. Aktuelle erlernen und lehren wir  sie mit dem Jobeinstige quasi wieder neu.

Lebenslanges Lernen: das ist unser Auftrag an … gar nicht so einfach… Politik, freie Träger, jeden Lehrenden und Lernenden!

4. Gesellschaft

Bildung ist eine lebenslange Kompetenzaufgabe…

… und zwar eine gesamtgesellschaftliche. Kompetenzen zu erfragen, erfassen, aber auch zu ertragen: das macht Diversity und eine multiple Gesellschaft aus. Die brauchen wir und Social Entrepreneurship spielt in diesem Zusammenhang eine ganz große Rolle. Je mehr wir durchgehend miteinander und nicht gegeneinander agieren, je mehr der Leistungsgedanke „meines eigenen Erfolgs“ dem eines Gesamterfolgs weicht, desto eher kann eine Gesellschaft ihre Gesamtkompetenz ausspielen.

Eine diverse, soziale Gesellschaft zu bilden: das ist unser Auftrag an uns alle!

Wenn wir Kompetenzen in unsere Entscheidungen fundamental einbeziehen – sowohl unsere eigenen wie die der Menschen in unserem unmittelbaren Umfeld – dann schaffen wir uns neue Vorbilder. Wir schaffen auch ein neues, viel ganzheitlicheres Denken, weil wir uns auf unseren Gegenüber einlassen dürfen. Wo die technologisierte und digitalisierte Arbeitswelt immer schneller (effizienter, produktiver) wird, können wir durch Kompetenzorientierung einen Gegenpol bilden: Die gewonnene Zeit zunächst einmal wahrnehmen als solche und dann einsetzen für das Miteinander. Das werden wir brauchen und dann wirkt tech for good! KI schafft uns Freiräume für kreatives Denken, wenn wir unsere individuelle Kompetenz genau in diesem Sinn einsetzen und Vordenker werden.

Zurück auf Start

Kompetenzen entwickeln, entfalten, gewinnen wir dadurch, dass wir leben. Im Job, in der Freizeit, in Interaktion mit unserem Umfeld, durch Erfahrung, durch gute und schlechte Ereignisse. Dadurch, dass wir kommunizieren und uns öffnen. Nico Rose hat es mal mit dem Märchen von des „Kaisers neuen Kleidern“ verglichen: Unsere größte Kompetenz wäre Transparenz – denn dann sind wir irgendwie erst einmal alle gleich (nackt) und dürfen uns gegenseitig ein Bild von uns machen.

Selbstkompetenz & SelbstBEWUSSTsein

Wir müssen uns selbst kennen, Mut haben, neugierig sein, zuhören und verstehen.

Und dann kann ein Koch ganz wunderbar eine Business School leiten oder ein Unternehmen im Social Media aufbauen – weil er genau diese Kompetenzen hat und nebenbei noch einen Bachelor und Master in der Tasche. Dabei haben wir ganz vergessen zu erwähnen: Die Kompetenz, die eine Berufung aufgeben zu müssen, den Mut zu haben neu zu starten, auf sich selbst zu vertrauen, Unterstützung anzunehmen und seinen ganz eigenen Weg zu gehen – das lässt sich wohl kaum in einen vorgefertigten Bewerbungsbogen packen. Wo wir ja negative Erfahrungen eh gerne außen vor lassen (jetzt noch einen Schlenker zur Kultur des Scheiterns zu machen würde zu weit führen, aber auch das spielt hier mit rein). Es ließe sich auch kaum angemessen in klassischen Systemen vergüten…

Kompetent für die Zukunft der Arbeit – unser Future Business

Selbstkompetent zu sein ist die Basis der Arbeitswelt und mit Sicherheit trägt das auch noch weit in die Zukunft. Schadet ja auch nicht, wenn im Team jemand für ein 5 Gänge Menü zwischen Personalgespräch und Onlinestrategie sorgen könnte…Und Kopföffner ist für Erfolgswege außerhalb des Mainstream, kompetent und mutig!

Danke Stephan Grabmeier für den Aufruf zur Blogparade #FutureBusiness,

die Menschen & Organisationen zusammenbringt, die nachhaltig für besseres Wirtschaften agieren.

Wir sind gerne  #Kopföffner!