Das ist verkürzt die Aussage, die neusten Trends zufolge das Verhältnis von kleinen und mittleren Unternehmen zu ihren Social Media (Marketing) Maßnahmen beschreibt – oder was darüber berichtet wird. Und was für das Marketing gilt, lässt sich leider wohl mit einem ungewollten negativen Verstärkereffekt (weil noch ein bisschen fremder) auf die Social Media Nutzung im Recruiting übertragen.

Leuchtturmprojekte

Klar – mit Konzernen wie ThyssenKrupp, SAP oder T-Systems hält ein mittelständisches Unternehmen, was den Social Media Mix und das dahinter stehende Volumen angeht, sicher nicht mit.

Und auch Talkwalker- gerne auch mal Ungewöhnlicher unterwegs – kürte in den besten Social Media Kampagnen 2018 eher solche von H&M, GoPro und Coca Cola. Auch keine no names im Marketingzirkus.

Woran scheitert es?

Facebook ist nur noch etwas für die ältere Generation, Instagram und SnapChat nach wie vor mehr oder weniger unbekannte Wesen, CorporateBlogs gehen in der Contentflut unter, Xing und LinkedIn sind nur etwas für den High Potential Management Bereich.

Ausreden gibt es viele.

Personalmarketing

Also wird weiterhin viel klassisches Personalmarketing betrieben.

  • Stellen werden auf Online Portalen veröffentlicht. Das ist wunderbar, verlangt aber eines: dass jemand (also der/die potentielle Kandidat/in) aktiv nach der (oder überhaupt einer) Stelle sucht. Klingt einfacher als es aus Sicht der Gen Z ist – dazu später mehr.
  • Unternehmenswebsite: Perfekt, wenn dort Stellenanzeigen gepostet werden. Die Praxis aber zeigt: eine (sichtbare, auffindbare, vernetzte und mobile) Karrierewebsite betreibt kaum ein KMU. Da das ein ganz eigenes (Lieblings)thema ist: haltet das im Hinterkopf für nächsten Sonntag; Spoiler ☺
  • Mitarbeiterempfehlungen: Genial!! Würden wir aber auch mit einem Fragezeichen versehen: zufällig oder strukturiert? Zufällig funktioniert es gut im StartUp Bereich, wenn Kommunikation gelebt wird, ein Spirit vorhanden ist und ein geschlossenes Team agiert. Strukturierte Empfehlungs- und Incentiveprogramme wiederum finden wir fast ausschließlich im Konzern. Dabei ist genau das (in Verbindung mit den sozialen Kanälen) die Basis für das modernste Recruiting überhaupt. Stichwort Influencer… Nebenbei ist es – sieht man einmal von den zu vernachlässigenden „Belohnungen“ für Mitarbeiter ab – eine der günstigsten Varianten überhaupt. Wir sprechen hier aber von 6.6%…
  • Die nächsten Kanäle vernachlässigen wir hier mal und schauen dann betrübt auf die letzten beiden Positionen. Betrübt aus Sicht des verschenkten Potenzials. Und dann doch wieder voller Energie: WAS FÜR EIN POTENZIAL!!!

Wo also tut in KMU Social Media besonders weh?

Aus unsere Sicht gibt es zwei vorrangige Pain Points

1. Die Anwendung – nicht alle sind Digital Natives

Keiner von uns kommt ohne Digital Devices mehr aus. Aber ob Alexa zu Hause für die Musikauswahl verantwortlich ist, der Rasenroboter durch den Garten düst, wir online einkaufen oder ob wir das alles dann auch noch über unsere Smartwatch steuern – da gehen die Neigungen und Meinungen doch noch gewaltig auseinander. Jeder möchte irgendwie up to date sein, aber die Geschwindigkeit der Entwicklung betrachten wir doch auch mit Respekt.

Das Handy als Arbeitsmedium im Büro? Befremdlich, denn die GenZ nutzt es doch eh vorrangig zum Spielen, Chatten, Fotos machen und nicht zur Information und Kommunikation. Der Personalbereich ist klassisch geprägt.  Hier werden „Menschen“ verwaltet, das soll seriös und vertraulich ablaufen. Die sozialen Kanäle mit ihren Datenskandalen scheinen dem zunächst zu widersprechen.

Es geht also darum, gemeinsam mit den „Recruitern“ (und dass dies längst nicht nur die Personaler sind muss klar sein!) den Umgang mit den Tools in den Joballtag zu integrieren.

„Eure Jobstory ist die authentischste Recruitingexperience.“

Lasst Eure Azubis Instagram Stories posten, nutzt die Erfahrung der langjährigen Mitarbeiter für Blogartikel (und die dürfen gerne handgeschrieben und nachträglich SEO-technisch aufgerüstet werden). Postet und teilt Stellenanzeigen via Facebook. Dreht Videos zu allen möglichen Anlässen – sicher findet sich ein Kollege, der dies zu einem „KMU-Insight“ zusammenfügt.  Gerade im Bereich Social Media Tools sind generationen- und abteilungsübergreifende Mini Mentoring Programme ideal. Social Media Wissen ist immer shared knowledge!

Traut Euch! Mit einer Einschränkung: macht es nicht planlos „einfach nur so“… was uns zum zweiten Punkt führt.

2. Zeit & Geld – oder besser: es gibt keine Budgets

Während das Budget für drei neue Stellen auf den bekannten Stellenportalen schnell freigegeben ist (denn der Personalbedarf sowie das HR-Budget bestehen ja), gibt es für Recruiting via Social Media kein Budget – sprich: keine Zeit. Während im Durchschnitt schnell mal ein vierstelliger Betrag für die Veröffentlichung einer Stellenanzeige auf einem gängigen Internetportal ausgegeben wird, würde vermutlich kaum ein Unternehmen einen Mitarbeiter zu einem erheblichen Anteil seiner Arbeitszeit für Social Recruiting freistellen.

Warum eigentlich nicht? … das Silo Problem:

Marketing bewirbt Produkte, HR rekrutiert Mitarbeiter.

Marketing kann Social Media und bunte Bilder; HR macht was mit Menschen, seriös und geplant.

Vielleicht spielt auch noch die PR rein – die kann schreiben, kennt aber weder den Bedarf aus dem HR noch die Posts des Onlinemarketingkollegen.

Um Social Media zu nutzen, muss dafür Manpower geschaffen und Zeit eingeplant werden. Das gilt im Marketing ebenso wie im Recruiting. Ein Insta-Post ist eben nicht nur ein Bild mit ein paar Wörtern darunter. CI, Hashtagrecherche, Text, Verlinkungen – kann durchaus allein für die Erstellung eine halbe Stunde in Anspruch nehmen. Eine Story durchaus mehr. Dafür kann er abgewandelt auf verschiedenen Kanälen gespielt werden. Weder die Personalerin noch der Marketingreferent machen nebenbei noch ein bisschen Twitter oder Snapchat – von Fachcontent mal ganz abgesehen.

In der Variante der Kür – Mitarbeiter unterschiedlichster Abteilungen agieren als Influencer – ist ein Redaktionsplan mit Do´s and Dont´s absolute Pflicht. Und vielleicht auch doch ein bisschen externe Unterstützung, wenn es um das perfekte Storytelling geht.

Unsere Meinung?

Social Media IST relevant für KMU.

Das Suchverhalten der GenZ hat sich verändert:

„Was wichtig ist, wird mich finden – nicht umgekehrt.“

Es prasseln so viele Nachrichten auf uns Menschen ein, dass kaum mehr eine Information als fehlend empfunden wird – und dass eben auch nicht aktiv und bewusst gesucht wird. Es muss etwas ins Auge springen, Aufmerksamkeit erregen, auffallen.

Das mag uns befremdlich vorkommen, wir mögen es als Aufmerksamkeitsdefizit abtun – es wird nicht nützen.

Wir mögen stolz auf die Tradition des Unternehmens, den guten Ruf, die jahrelange Erfahrung unseres Unternehmens sein – es wird uns ebenso wenig nützen.

Es sei denn, wir verpacken es (und das machen wir unglaublich gerne) in Geschichten. Machen das, was dem Geschäftsführer, dem Personaler, dem langjährigen Mitarbeiter total klar ist, sichtbar. Für die, die anders wahrnehmen.

Wer beim Social Media Zug nur auf die Dampflok aufspringt und „ein bisschen präsent“ sein will, sieht beim nächsten Trend sicher nur noch die Rücklichter: dem Influencer Recruiting. Denn noch besser, als wenn das Unternehmen die eigene Geschichte erzählt ist es, wenn es die Mitarbeiter die Alumni und die Kunden tun. Jeder auf seine Art. Das müssen KMU für sich nutzen. €1000 für eine Onlinestellenanzeige können anders investiert werden – kreativer, authentischer.

Wir finden, es ist immer einen Versuch wert die Unternehmensgeschichte neu zu erzählen! Sie gemeinsam zu erzählen. Und so Talente neugierig zu machen, die vielleicht gar nicht gesucht haben.

Die einen nennen es noch Recruiting – wir nennen es schon Attracting!